dana greiner

info@danagreiner.com

DOPPELKÄSEPLATTE, Kunstmuseum Stuttgart

Doppelkäseplatte. 100 Jahre Sammlung. 20 Jahre Kunstmuseum Stuttgart

Jamais -Vu

Die Arbeit Jamais -Vu spielt auf den Jamais-Vu Effekt an. Das Jamais-vu-Erlebnis (franz. für niemals gesehen) beschreibt das Gegenteil vom Déjà-vu-Erlebnis.  

Bei diesem psychologischen Phänomen wird eine Person, ein Umstand oder ein Ort – obwohl eigentlich bekannt – als völlig fremd oder neu empfunden. Das Erlebnis findet unter ähnlichen Umständen wie das Déjà-vu-Erlebnis statt und ist von der gleichen emotionalen Irritation begleitet.

Die beiden „Kniefallbilder“, die auf der in Bitumen getränkten Glasbausteinpyramide balancieren, schaffen ein persönliches Spannungsfeld zwischen sich. Die beiden Bildflächen sind einander zugewandt, wirken jedoch zugleich in ihrer Ausrichtung indifferent gegenüber den Betrachter*innen, die sich von außen nähern und teilhaben. Der Wechsel zwischen Bewegung und Stillstand verstärkt die Wirkung der Installation. Die unregelmäßige Beschaffenheit der Glasbausteine lässt das Bild je nach Standpunkt der Betrachtung immer wieder anders erscheinen, was den Eindruck von Momentaufnahme und zeitlichen Verlauf verstärkt.

„Jamais-Vu“ ist in diesem Zusammenhang eine Referenz – eine Erinnerung daran, dass wir in Bildern immer wieder Neues entdecken können. Der Blick öffnet sich durch Staunen, und der Moment des Sehens wird ständig erweitert. Die beiden starren, in ihren Rahmen gefassten Figuren blicken sich im „Kniefall“ ergeben und fokussiert an – wie zwei Spiegel, die sich ständig neu betrachten und sich unentwegt aufeinander beziehen. Die Komposition der Bildflächen nimmt Bezug auf das Außen der Glasbausteine und ist in ihrem Echo zu den beiden Protagonist*innen integraler Bestandteil der Arbeit. Die zentrale Pyramide aus in dunkles Bitumen getränkten Glasbausteinen trägt nicht nur die Bilder, sondern auch sich selbst, da ein Stück der Pyramide fehlt und eine Lücke hinterlässt. Dieses fehlende Teil fügt der Arbeit eine Fragilität hinzu und verstärkt die Vorstellung des Austausches und Neugestaltens eines sich unentwegt aufbaufähigen, geschlossenen Systems der Wahrnehmung.

Die Glasbausteine, die an manchen Stellen fehlen oder unregelmäßig aufgestellt sind, wirken wie Erinnerungslücken, welche die bruchstückhafte Natur von Eindrücken und Wahrnehmungen widerspiegeln

Der Balanceakt beider „Kniefallbilder“ manifestiert sich nicht nur in deren gekippter Haltung, sondern auch in der Beziehung zwischen den beiden Bildflächen zueinander, die fast wie einer Hypnose verfallend sich in dem Moment fixieren und verankern. Die Betrachter*innen sind unweigerlich in die Situation eingebunden und erleben die Installation als eine Art interaktive, voyeuristische Beobachtung. Der Moment wird zur Rahmenhandlung, die sich durch das Umrunden der Installation immer wieder neu definiert/gestaltet.

Der Titel Jamais-Vu ist keine ausschließliche Beschreibung der Arbeit. Er bewegt sich erfahrungsgebend mit dem Werk an sich mit.

Künstler:innen 

Frank Ahlgrimm, Albrecht/d., atelierJAK, Yael Bartana, Tim Berresheim, Gerda Brodbeck, Andrea Büttner, Otto Dix, Karl Duschek, Simone Eisele, Dietrich Fricker, Peter Granser, Dana Greiner, Vivian Greven, Susanne Hofmann, Johannes Itten, Christian Jankowski, Anne Marie Jehle, Ida Kerkovius, Fritz Lang, Josephine Meckseper, Markus Oehlen, Dieter Roth, K.R.H. Sonderborg, Anton Stankowski, Kara Walker, Ina Weber, Ben Willikens, Lambert Maria Wintersberger, André Wischnewski, Sonja Yakovleva, Haegue Yang, Hannah Zenger

Back to overview